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Jedes zweite Supermarktprodukt enthält schädliches Öl - Druckversion

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Jedes zweite Supermarktprodukt enthält schädliches Öl - Gabi - 16.04.2019

Erschreckender Haushaltscheck
Jedes zweite Supermarktprodukt enthält schädliches Öl
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Palmölhaltige Produkte im WDR-Haushaltscheck: Eine Woche lang musste eine Familie für die Sendung auf diese komplett verzichten.

(Foto: WDR/Solis TV/WDR Presse und Information/Bildk)

Palmöl, einer der wichtigsten Bestandteile moderner Lebensmittel, zerstört die Natur - und auch uns Menschen. Die Industrie hält trotzdem an dem Rohstoff fest. Das hat vor allem zwei Gründe.
Kekse, Schokolade, Babymilchpulver, Schokocreme, Waffeln, Putzmittel, Kosmetik. Diese Liste könnte man noch viel länger fortsetzen. Und überall ist Palmöl enthalten. Jedes zweite Supermarktprodukt setze darauf, meint Yvonne Willicks, Verbraucherexpertin beim WDR. Zeit, um herausfinden, warum das eigentlich so ist, erklärt die Moderatorin in ihrem aktuellen Haushaltscheck . Denn die Konsequenzen des Palmölkonsums sind für Mensch und Natur nicht unerheblich.


Obwohl jeder Deutsche durchschnittlich 19 Kilogramm Palmfett pro Jahr verspeist, wissen die meisten mit dem wichtigen Rohstoff nichts anzufangen. Dabei steckt zum Beispiel in Nutella circa ein Drittel Palmöl. Im Juni 2015 hatte deswegen auch die französische Umweltministerin Ségolène Royal die Bevölkerung aufgefordert, den kalorienreichen Brotaufstrich zu boykottieren. Denn Ferrero würde das Palmöl aus nicht nachhaltigen Quellen beziehen und damit auch der Umwelt schaden. Doch die Ministerin trat dabei in ein Fettnäpfchen. Selbst Experten vom WWF stellten sich hinter den Konzern. Ferrero würde ganz genau wissen, woher der Rohstoff komme. Andere Firmen wie Aldi Nord, Burger King oder Procter & Gamble seien eher zu kritisieren. Doch die Debatte zeigt, wie wichtig eine Diskussion über das Öl ist.


Nur können Verbraucher nicht immer erkennen, in welchen Produkten überall Palmöl steckt. Lediglich auf Lebensmitteln ist eine Kennzeichnung Pflicht. Bei Kosmetika ist das nicht notwendig. Auf Anfrage teilt zum Beispiel der Konsumgüterriese Procter & Gamble (Head&Shoulders, Blend-a-med, Herbal Essences) dem WDR mit, dass man Palmölanteile nicht ausweisen könne. Auch Beiersdorf (Nivea, Florena) gibt es nicht an.
In Lebensmitteln kann das Öl dazu führen, dass Krankheiten wie Diabetes schneller ausbrechen, erläutert Yvonne Willicks. Denn es verfügt im Gegensatz zu Olivenöl (15 Prozent) und Rapsöl (7,2 Prozent) über besonders viel gesättigte Fettsäuren (47,7 Prozent), die im Körper zum Beispiel den Cholesterinspiegel erhöhen. Es gelte eine Faustregel: Umso flüssiger Öle bei Zimmertemperatur seien, umso gesünder wären sie auch.


Universal einsetzbar und billig
Von Palmöl verabschiedet sich die Industrie trotzdem nicht. Denn es hat einen klaren Vorteil: Es ist billig. Auf geringer Fläche bringt es die höchsten Erträge. 3,69 Tonnen Öl lassen sich pro Hektar generieren. Und im Labor zeigt sich: Es hat ähnliche Eigenschaften wie teures Butterfett, löst sich beispielsweise bei der gleichen Temperatur auf. Dazu ist es universal einsetzbar, weil es geschmacksneutral ist: "Ob sauer, süß oder salzig. Es wird nicht meinen Geschmack beeinträchtigen", erklärt Lebensmitteltechniker Stephan Lück.


Doch den Preis des billigen Öls müssen andere zahlen. Vor allem Indonesien hat sich in den vergangenen Jahren zum Hauptproduzenten des effizienten Öls entwickelt. Mit immer neuen Brandrodungen versuchen Firmen, die Produktionsfläche zu vergrößern. Verlierer sind die Umwelt und die Orang-Utans, die ihren Lebensraum verlieren. Die Bilder im Haushaltscheck zeigen das verstörende Bild immer gleicher Monokulturen, die den Urwald ersetzen.
Zwar kann man auf Palmöl auch verzichten, wie ein Experiment der Familie Neitzel zeigt. Portale wie Utopia und Umweltblick sowie Apps (Codecheck) zeigen Konsumenten schnell, welcher Hersteller auf das Öl verzichtet oder nicht. Das kostet aber Zeit und Geld. Nur ein kompletter Boykott ist wenig sinnvoll, sagen auch Umweltverbände. Denn weil Palmöl so effizient angebaut werden kann, bleiben Flächen für die eigentliche Lebensmittelproduktion frei, die bei einer weiter wachsenden Weltbevölkerung dringend benötigt werden. Sojaöl würde zum Beispiel die sechsfache Anbaufläche verschlingen.


Es gibt durchaus Alternativen
Doch was ist die Alternative? Dafür besucht Yvonne Willicks zum Beispiel den Konsumgüterhersteller Unilever, der in seinen Produkten ebenfalls Palmöl einsetzt. Es sei jedoch vom Runden Tisch für Palmöl (RSPO) zertifiziert, sagt Sprecher Konstantin Bark. Doch genau wie die Umweltverbände weiß Unilever auch, dass das Siegel nicht ausreicht und nicht nachhaltig genug gewirtschaftet wird. Willicks stellt ernüchtert fest, dass die Industrie dem Thema nicht genug Aufmerksamkeit schenkt.


Und auch im Gespräch mit Umweltminister Christian Schmidt (CSU), der ein Forum für nachhaltiges Palmöl mit mehreren möglichen Verbesserungen für den Anbau initiiert hat, bekommt Willicks nicht das Gefühl, dass aktiv und mit Nachdruck an der Umsetzung gearbeitet wird.


Dabei gibt es sogar Alternativen wie die Acrocomia-Palme, die ähnlich ertragreich Öl generiert, dabei aber gesünder ist und nicht nur in den Tropen angebaut werden kann, erklärt Agrarwissenschaftler Thomas Hilger. Das Problem: Es fehlen Investitionen, Kulturen und Informationen für den Verbraucher, die Druck auf die Industrie aufbauen könnten.


12.05.2016 | 08:18 UhrMax Zimmermann, Die Welt, N24





(Quelle: http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Verbraucher/d/8509088/jedes-zweite-supermarktprodukt-enthaelt-schaedliches-oel.html )